Zwei Vormittage im Juni war ich am schönen Suzhou Creek unterwegs. Einmal alleine, einmal mit 4 Mädels auf dem Weg zum Mittagessen. Und wie es im Juni oft der Fall ist, war das Wetter unbeständig und von Regen, Wind, Wolken und Sonnenschein war alles dabei.
Der Suzhou Creek war früher die Hauptlebensader Shanghais und verbindet Shanghai mit dem Hinterland bis nach Suzhou. Es siedelten sich dort zunehmend große Warenhäuser und erste Industrie an. Der Wusong-Fluss, wie er eigentlich heißt, wurde mit der Zeit immer dreckiger, bis er nur noch als eine dreckige, stinkige Brühe beschrieben wurde. Mittlerweile ist der Suzhou Creek wieder sauber und auf beiden Seiten des Flusses wurden Lauf- und Spazierwege angelegt. Einige Strassen sind verkehrsberuhigt, überall wachsen Blumen und anderes Grünzeug und die vielen historischen Gebäude und Brücken dienen immer wieder gerne als hippe Foto-Locations für Gruppenfotos oder Hochzeitsbilder. Am Besten noch mit der modernen Skyline von Pudong im Hintergrund.
Es gibt viel zu sehen. Shanghainesen mit ihren Angeln am Flussufer, historische Warenhäuser, Art-Deco-Gebäude vom Feinsten, schicke Hotels, kleine Galerien. Alt und Neu nebeneinander. Dazu Wasserwege, Schiffe und Boote. Mir gefällt es dort sehr gut.
Der gestrige Anlass unseres Besuches war eigentlich ein Abschiedsausflug, mit dem wir unsere Chinesisch Lehrerin überrascht haben. Da sie im August nach Deutschland zurück gehen sollte, haben wir sie gewissermaßen entführt und sind nach einem kurzweiligen Spaziergang bei typischem Shanghaier Juni-Pflaumen-Regen-Wetter am Bund zum Essen eingekehrt. Am Schluss zeigte sich sogar noch die Sonne und die Türme waren von der Dachterrasse aus bei blauem Himmel zu bewundern. Das Tollste am Tag war allerdings die Nachricht, dass Frau Lehrerin nun doch noch 2 weitere Jahre in Shanghai bleiben wird. So bleibt mir wohl nichts anderes übrig als nach den Sommerferien doch noch weiter Chinesisch zu lernen. Ich füge mich in mein Schicksal, denn es wird zunehmend schwerer mit dieser verzwickten Sprache, und freue mich, dass mir dieser liebenswerte Mensch auch in meinem letzten Jahr hier in der Stadt noch erhalten bleiben wird.
Liebe Grüße,
die Gatzingerin